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Robert Rauschenberg
Schon in den 50er Jahren wurde Robert Rauschenberg als Provokateur missverstanden, der Weggeworfenes zu Kunst erklärte. Dabei ging es ihm von jeher vor allem um den genauen, neuen Blick – auch mithilfe der Fotografie. Als er 1982 nach China reiste, näherte er sich über Hunderte von Aufnahmen dem Alltag des Landes, seiner Tradition, Ästhetik, Politik und Religion. Rauschenberg fotografierte Schaufenster, Straßenszenen, Wandgemälde, Denkmäler und Märkte. Die „Studies for Chinese Summerhall“ vereinte er zu seinem ersten und zugleich einzigen Projekt mit chromogenen Drucken, einer Serie von 28 Fotografien, die er als C-Print-Farbfotografien veröffentlichte. Kenner*innen von Rauschenbergs Werk ist die gut 30 m lange „Chinese Summerhall“ ein Begriff. Bevor die Negative zu diesem ikonischen Foto collagiert wurden, beschloss er, noch zwei Folgen ausgewählter Einzelfotos zusammenzustellen.
Robert Rauschenberg, Studies for Chinese Summerhall (Large), Bed
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Wolfgang Wesener
Wolfgang Wesener alias wowe war 24 Jahre alt, Student an der Essener Folkwangschule und seit zwei Monaten in New York, als er vor seinem Idol Andy Warhol stand: auf der Geburtstagsparty von Keith Haring in der Paradise Garage, einem Schwulenclub mit dem besten Soundsystem der Stadt. 1984 war das. Dort fotografierte er Warhol zum ersten Mal. Am selben Abend, viel später, meinte eine befreundete Journalistin zu ihm: „Mach mal nen Foto von dem, der stirbt bald.“ Gemeint war Jean-Michel Basquiat, sie sollte also recht behalten. Auf den Luftballons im Bildhintergrund sind Keith-Haring-Figuren zu sehen. Er traf die beiden Künstler fortan häufig im Nachtleben.
Das Doppelporträt von Warhol und Basquiat entstand dann auf einer Party für Mitarbeitende des Area in einer kleinen Bar. Das Area war in den 80ern der angesagteste Club New Yorks, und wowe arbeitete hier recht bald als Hausfotograf. „May I take your picture?“ Er nutzte den Satz stets, um in Kontakt mit den sonst vor allem Paparazzi gewöhnte Stars zu kommen. Ein Türöffner, der zudem Augenkontakt ermöglichte. „Meistens habe ich dann auch nur einmal abgedrückt, wie in diesem Fall, da gibt es nur ein einziges Foto von.“
Mit seinen Schwarz-Weiß-Schnappschüssen – aufgenommen mit einer Leica und Stabblitz aufgrund der Dunkelheit in den Clubs – katapultiert er uns mitten hinein ins Geschehen in New York, damals der prägendste Ort für die zeitgenössische Kunst überhaupt. In der Unmittelbarkeit liegt ihre große Qualität. So schenkt er uns wertvolle Einblicke in eine sagenumwobene Zeit.
Wolfgang Wesener, Warhol / Basquiat, NYC Sept. 1986
Robert Rauschenberg
Robert Rauschenberg (1925‒2008) arbeitete zeit seines Lebens mit einem breiten Spektrum an Themen, Materialien und Techniken und gilt als Vorreiter praktisch aller Nachkriegs-Kunstbewegungen seit dem Abstrakten Expressionismus. So wurde er etwa zusammen mit Andy Warhol und Jasper Johns auch als Vater der Pop-Art gefeiert. Er selbst jedoch blieb stets unabhängig von einer bestimmten Gruppe oder Zuschreibung. Als er Anfang der 1950er Jahre begann, Kunst zu machen, stellte seine Überzeugung, dass „Malerei sowohl etwas mit Kunst als auch mit dem Leben zu tun hat“, eine Herausforderung für die vorherrschende abstrakte Ästhetik dar. Das Nebeneinander von Medien und heterogenen Materialien wurde ein Merkmal seines Schaffens, das auch die Bereiche Performance, Theater, Tanz und Bühnenbild einschließt. Heute finden sich Rauschenbergs Werke in allen wichtigen Sammlungen weltweit, seine ikonischen Bildfindungen sind Teil unseres kollektiven visuellen Gedächtnisses.
Robert Rauschenberg, Studies for Chinese Summerhall (Large): Dog and Wires
Evelina Reiter
Berlin ist der Schauplatz der figurativen Werke der Malerin Evelina Reiter. Mit ihren Protagonist*innen – häufig inspiriert von ihrer eigenen Persönlichkeit, ihren Erfahrungen – streifen wir durch die Straßen der Metropole, saugen die dichte Atmosphäre der Tage und vor allem Nächte auf. Ihre Motive wirken auf den ersten Blick grob skizziert, vermitteln Emotionen, Umstände und Umfeld jedoch sehr präzise. In dem titelgebenden Wunsch „Komm gut nach Hause“ spiegelt sich die potenzielle Gefahr ebenso wider, wie in dem Signalrot der Leinwand, den Blessuren auf den Knien der jungen Frau oder dem nach hinten geworfenen Kopf mit geschlossenen Augen und wehendem, blonden Haar. In „Rosenthaler Platz“ versetzen uns Titel, Fernsehturm und der coole Habitus des Paars in die Mitte der Hauptstadt. Beide Ölmalereien sind 2023 entstanden, jedoch unverkennbar angelehnt an die Berliner Großstadtszenen von Expressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner im frühen 20. Jahrhundert. Gleichzeitig können die Werke von Evelina Reiter zeitgenössischer kaum sein.
Evelina Reiter, Komm gut nach Hause
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Lars Eidinger
„Sehnsucht als Zustand. Davon erzähle ich in meinen Bildern“, sagt Lars Eidinger (*1976), geboren und wohnhaft in Berlin. Sich dem zu stellen, was ist, bedeutet für ihn ein „Mehr an Erleben“. In diesem Sinne versucht er in seinen Fotografien, Wirklichkeit zu zeigen. Allerdings in dem Wissen, wie flüchtig jeder Moment ist. Seine Fotografien werden international in Galerien und Museen ausgestellt. Jüngst ist sein Bildband „O Mensch“ erschienen.
Lars Eidinger, Berlin 2022
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Edward Quinn
Edward Quinn (*1920 † 1997) startete als Pressefotograf für internationale Magazine wie Life und Paris Match an der Côte d'Azur. Im Verlauf seiner Freundschaft zu Picasso entstanden mehr als 12.000 Aufnahmen des Künstlers. Ab den 1960er-Jahren konzentrierte Quinn seine Arbeit ganz auf die Kunstszene. Er porträtierte unter anderem Max Ernst, Alexander Calder, Francis Bacon, Salvador Dalí oder David Hockney – und immer wieder auch Georg Baselitz.
Edward Quinn, Pablo Picasso with a wicker mask originally intended for bullfighters' training. La Californie, Cannes 1959
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Joseph Beuys
Hirsch, Schwan, Biene, Hase oder eben der Elch, wie in dem Siebdruck „Elch in der Strömung“ ‒ Tiere sind nicht nur im zeichnerischen Werk von Joseph Beuys schon seit den späten 1940er Jahren eine wichtige Konstante. Und ebenso findet sich die „Braunkreuz“ genannte Farbe, wie sie die signierte Edition von 1985 zeigt, immer wieder in seinen Arbeiten. Mit diesem speziellen Braun verknüpfte Beuys die Vorstellung von Erde und Blut und somit von Leben. Was verbindet den Menschen mit dem Kosmos? Bei der Beantwortung dieser großen Frage sollte eine Wiederannäherung an die Natur auch über den Mythos Tier helfen. Beuys interessierte der Kontakt zu ursprünglichen spirituellen Energien, die er beim Menschen – im Gegensatz zum Tier – verloren gegangen sah. Ende der 1960er Jahre gründete er eine Studentenpartei, bei der die meisten Mitglieder Tiere waren. Bereits früh verwies Beuys auf die ökologische Krise und trat dafür ein, dass Pflanzen und Tieren ein eigenes Rechtssystem gewährleistet sein sollte. Und so ist eine Beschäftigung mit dem Ausnahmekünstler stets auch ein Verweis auf die immer drängenderen Fragen unserer Zeit.
Joseph Beuys, Elch in der Strömung
Sigmar Polke
Dass Sigmar Polke ein Meister des Collagierens ist, zeigt die signierte Edition „Lila Geschenk“ aus dem Jahr 2002. Seine comichafte Zeichnung ergänzt den Zeitungsausschnitt eines Frauenkörpers in einem lila Kleid auf perfekte und eigenwillige Weise: genauso dynamisch wie verschmitzt-aggressiv. Polkes Fokus auf das Silberfarbene sternglänzende und mit einer Schleife drappierte Präsent unter dem Arm der Figur führt hier bewusst in die Irre. Das macht nicht zuletzt die „Geschenk“-Betitelung im Zusammenspiel mit dem unübersehbaren Preisschild klar. Oder übt er hier nicht nur Konsumkritik, sondern hinterfragt den männlichen Blick inklusive Objektifizierung und Sexualisierung des weiblichen Körpers? Der aufgrund seiner überbordenden Experimentierfreude und heiteren Provokationslust schwer zu fassende Sigmar Polke lässt sich auf jeden Fall auch in Bezug auf diese Arbeit auf ein Merkmal erkennen: sein Faible für die Dekonstruktion jeglicher Klischees.
Sigmar Polke, Lila Geschenk
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Kiki Smith
In den ersten Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens konzentrierte sich die Wahl-New-Yorkerin Kiki Smith (*1954) vor allem auf den menschlichen Körper im Kontext politischer und sozialer Fragen in Hinsicht auf Aids, Gender, Feminismus. Schonungslos stülpte sie das Innere nach außen, nahm in ihren Arbeiten Bezug auf Körpersäfte, Verdauungsorgane und Exkremente, um sich der Conditio humana auf ihre Weise anzunähern. Erst später begannen Tiere ihr Werk zu dominieren, darunter Wölfe, Katzen, Rehe, Schlangen oder Adler. Vögel haben für die Künstlerin einen besonderen Stellenwert. Sie träume viel von ihnen, beobachte die Veränderung ihrer Lebensbedingungen, ihr Verschwinden, sagt Smith.
Kiki Smith, Sooner
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Joachim Lambrechts
Der Siebdruck „Marilyn Monroe in New York“ ist neunfarbig, das Handfinish vom Künstler verleiht ihm Unikatcharakter. Das Original entstand in einem Tag – wie alle anderen Arbeiten für die Ausstellung „Dark Days Need Bright Spells“. Joachim Lambrechts zeigte sie Ende 2022 in der Kristin Hjellegjerde Gallery in Berlin. „The months I’ve been working on this show have been one of my most creative and productive periods in my life“, sagt der Künstler rückblickend. „It felt like there was no end to the inspiration – it kept flowing out of my body like some kind of raging energy.“ Diese Energie ist der Edition anzusehen: Joachim Lambrechts Marilyn lächelt breit, die Knie kokettierend-schamvoll zusammengezogen – die Straßenszene mit den New-York-typischen Yellow Cabs scheint angelehnt an den berühmten Filmausschnit mit dem hochwirbeldenen weißen Kleid über dem U-Bahn-Schacht in Manhatten. Eine liebevolle Hommage, der Irrwitz um den Marilyn-Kult inbegriffen.
Joachim Lambrechts, Marilyn Monroe in New York
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Per Adolfsen
Edvard Munch, Vincent van Gogh, Caspar David Friedrich, Cy Twombly: In ihren Bildern sieht Per Adolfsen (*1964) ein Verständnis davon gespiegelt, wie alles zusammenhängt. Etwas Universales liegt jedoch nicht nur in den ausdrucksstarken Linien eines Munch, es ist auch in denjenigen von Adolfsen selbst enthalten. „Jeder Strich muss gemeint, muss durchgezogen sein“, sagt er. Hinzu kommen Bewegung, Rhythmus. Es geht Adolfsen nicht in erster Linie um Kunst, sondern darum, etwas auf ehrliche Weise wiederzugeben. Dabei legt sein Stil die Struktur der Dinge offen. Seit er so malt, hat er keine Angst mehr vor Klischees. „In welche Richtung gehen die Wolken? Sind sie hart, weich? Das Objekt entscheidet, wie der Strich ist.“ So simpel, so schwer. So einfach, so allumfassend.
Per Adolfsen, Untitled, I
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Jurgen Ostarhild
Die 90er Jahre, dieses feier- und tanzwütige, hedonistische Dezennium am Ende des 20. Jahrhunderts ‒ einer, der zu seinem Soundtrack gehört, ist unbedingt Moby. Ihn traf der deutsche Konzeptkünstler Jurgen Ostarhild zum Shooting im Londoner South Kensington 1991, also genau zur richtigen Zeit. Ostarhild fotografierte damals für das in Bezug auf Bildsprache und Typografie richtungsweisende britische Lifestyle-Magazin „i-D“. Er nutzte den Schnappschuss als ernst zu nehmendes Mittel der Fotografie und schuf schonungslose, teils extrem hell ausgeleuchtete Porträts von großer Nähe und Intensität. Die Musiker Jamiroquai und Air, die Modedesigner John Galliano und Nicolas Ghesquière oder das Supermodel Kate Moss, damals zarte 18 Jahre alt, sie alle ließen sich von Ostarhild ablichten. Entstanden sind stilbildende Porträts, die den Geist der 90er Jahre authentisch und ungefiltert in die Gegenwart transportieren.
Jurgen Ostarhild, KATE MOSS, bw, Camber Sands, 1992, bw
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Sarah Morris
Sarah Morris, born in the US in 1967, is considered among the world’s most successful contemporary artists. She became well known as a result of her abstract paintings, whose geometric structures mirror skyscraper facades and question the architecture of modern metropoles. Urban landscapes and constructions are also the subjects of her films, in which she paints portraits of cities such as Washington, Las Vegas, New York or Los Angeles. Morris’ passing looks at events that determine a big city has been highly praised: “Capital (Washington D.C.)”, for example, shows the hustle and bustle around the White House during the last days of the Clinton Administration, whilst in “Los Angeles”, Morris observes Hollywood stars like Warren Beatty amid preparations for the Academy Awards.
Sarah Morris, Sony (Los Angeles)
Out of stock
Lothar Quinte
Bei seiner steten Suche nach einem Ausdruck für die Tiefen und Untiefen des Seins kam Lothar Quinte (geb. 1923 im oberschlesischen Neisse, heute Nysa; gest. 2000 in Wintzenbach im Elsass) ganz ohne Figuren aus. Zeit seines Lebens verzichtete er auf jede Form von Gegenständlichkeit. In seiner frühen Schaffensphase dominierte die gestische Malerei – Quinte wollte seinem Lehrer HAP Grieshaber etwas entgegensetzen. Er pflegte enge Kontakte zu Informel-Künstlern wie Pierre Soulages, Hans Hartung oder Wols und wurde selbst einer der Protagonisten dieser abstrakten Richtung der Malerei, wie er sich auch der Bewegung simulierenden Op-Art zugehörig fühlte. „Was ich male, bin ich“, sagte der documenta-Künstler einmal. Weil er jedoch jedwede figurative Festlegung vermied, werden seine Werke gleichzeitig zum Spiegel für den*die Betrachter*in.
Lothar Quinte, Quasar (schwarze Variante)
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Lawrence Weiner
Die Idee für ein Kunstwerk ist bereits das Kunstwerk selbst ‒ Lawrence Weiner (1942-2021) hat den Kunstbegriff radikalisiert. In den sechziger Jahren, einer der bedeutendsten Dekaden der Gegenwartskunst, leistete er Pionierarbeit: Er machte Sprache zum Medium der bildenden Kunst. Mit seinen Textbotschaften demokratisierte er die Kunst. Der Künstler als Autor mit Deutungshoheit rückte in die Ferne, der Betrachter geriet ins Zentrum. Wie selten zuvor lag es an ihm, ein Werk gedanklich zu vollenden. 1968 bekräftigte Weiner in drei kurzen Leitsätzen, dass ein Kunstwerk keine physische Gestalt mehr annehmen muss: „1. Der Künstler kann die Arbeit herstellen. 2. Die Arbeit kann angefertigt werden. 3. Die Arbeit muss nicht ausgeführt werden.“
Lawrence Weiner, here & there some swimming in a vast whirlpool
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George Byrne
A swim ring’s shadow shimmers in the turquoise of a hotel pool. The angular railing of a single stair step appears like a sculpture, out of place. A dissimilar pair of palm trees reaches into the infinity of the clear blue sky, one of them completely in white. Its shadow likewise appears misplaced: Its stage is a light green wall adjacent to a deserted parking space. Shadows, palm trees, anonymous buildings, lifeless places, bizarre details — photographer George Byrne, born 1976 in Sydney, looks where nothing appears to be happening at all. But the street and landscape photography radiates, it is pure joie de vivre. A road movie that passes through enchanting colours, glimmering lights and unusual image compositions.
Byrne graduated from Sydney College of The Arts in 2001, travelled extensively, and then settled in Los Angeles in 2010 where he has been focusing on his photographic practice.
George Byrne, Santa Clarita #2 & Desert Pit Stop / SET
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Beatriz Milhazes
„Color is life and nature. It is pure sensibility, poetry, imagination, abstraction, and joy“, sagt die brasilianische Malerin Beatriz Milhazes. All das spiegelt sich auch wider in ihrer farbenfrohen Lithografie „Pink Sunshine“. Die Vorlage für das von sanften Pastelltönen dominierte Werk ist zur Verhüllung des Brandschutzvorhangs in der Wiener Staatsoper entstanden – ursprünglich 176 Quadratmeter groß und ausgewählt von einem renommierten Juroren-Trio im Rahmen des Kunstprojekts „museum in progress“. Organische treffen bei Milhazes auf geometrische Formen. Tiefe entsteht durch Überlappung und durch die Spiritualität, die sie beispielsweise in den Ornamenten brasilianischer Indigener entdeckt. Kreise und andere Bildelemente verweisen immer wieder zurück auf die Natur – wie in „Pink Sunshine“ auf die Sonne und den Sand, Blumen und Blätter, den Himmel und das Meer mit seinen Wellen, mal still, mal aufgewühlt, wie das Leben selbst.
Beatriz Milhazes, Pink Sunshine
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Carrie Mae Weems
„Mary, I see you as an extraordinarily beautiful woman who needs to be defined, described, articulated in an authentic way that celebrates the complexity and depths of your beauty and your internal self.“ Mary ist die R'n'B-Sängerin Mary J. Blige, und wer sie hier anspricht, ist Carrie Mae Weems. Die afro-amerikanische Künstlerin hat sich schon früh ein Ziel gesetzt: Schwarze Frauen jenseits existierender Stereotype zu zeigen. „MJB-Reflection“ heißt die Foto-Edition, die nicht nur auf die Initialen, sondern auch auf die komplexe Welt der Selbst- und Fremdwahrnehmung verweist: Mary J. Blige, posierend in einem Balmain-Kleid, selbstbewusster Blick, mehrperspektivisch gespiegelt bis ins Unendliche – und so komplex und tief wie fast nur Weems das kann.
Carrie Mae Weems, MJB-Reflection
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Christoph Niemann
Das Wort Kreativität muss für Menschen wie Christoph Niemann erfunden worden sein, schaut man auf die Fülle seiner Ideen. Die Arbeiten des in New York wie Berlin gefeierten Illustrators sind genauso schlicht wie genial: Wenn ein Mohnbrötchen in Niemann´s Zeichnungen zum Dreitagebart mutiert, Bananen zu Hinterflanken eines Pferdes oder Eddings zu gestiefelten Beinen werden, nicken und schmunzeln wir zustimmend. Aber selber drauf gekommen wären wir nie! Seit acht Jahren postet Niemann, der visuelle Geschichtenerzähler, in seinem Sonntags-Blog „Abstract Sunday“ - früher „Abstract City“ - in der New York Times seine erfindungsreichen und humorvollen alltäglichen Beobachtungen
Christoph Niemann, Courtyard (Andalucia)
On inquiry
Candida Höfer
Seit über 30 Jahren richtet Candida Höfer ihre Kamera auf die Innenräume von Kulturstätten. Ob Museumshallen, Bibliotheken oder auch einmal ein Zoologischer Garten: Bei Höfer sind sie völlig menschenleer, aber zugleich voll gefühlter Anwesenheit und gelebter Geschichte – das ist zum Markenzeichen der gebürtigen Eberswalderin geworden. Dabei manipuliert die Künstlerin nichts: Kein Stuhl in der Kantine des Spiegel-Verlags wird verrückt, kein Vorhang im Florentiner Palazzo Vecchio beiseitegeschoben. Mit der Kamera hält sie rare Momente der Leere und Stille in diesen Räumen fest und bewahrt damit auf Ewigkeit die Vermächtnisse unserer Vergangenheit.
Neben Thomas Ruff, Andreas Gursky und Thomas Struth steht Candida Höfer längst an der Spitze der internationalen Kunstszene. Ihre Arbeiten sind in Sammlungen wie den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München oder der Londoner Tate Collection vertreten.
Candida Höfer, Reggia di Portici
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Rose Wylie
Die Arbeiten der britischen Künstlerin wirken unmittelbar, ihre Lebendigkeit springt uns an. In ihrer Lithografieserie „Things around the House“ von 2016 zeigt sich dieses Spielerische, auch in Abgrenzung zum Zögerlichen, zum Konzeptuellen. Ganz unterschiedlich gestimmte Frauen, Insekten, teils flatternd, ein krabbelndes Spinnentier, eine Doppeltür mit Fenstern, geschlossen – Wylie konzentriert sich auf die Essenz von Dingen und Menschen, auf das, was ihr mehr oder weniger zufällig begegnet, wie es sich ihr zeigt. Zwei ihrer Fundgruben sind ihr Haus und ihre Umgebung in Kent. 1934 dort geboren, ist sie bis heute der Grafschaft treu geblieben. Sie begann früh zu malen, setzte lange aus, um ihre Kinder großzuziehen, begann erneut. Und nun hat sie Erfolg, großen, sehr späten Erfolg. Wylie scheint das nicht zu kümmern: „Suddenly, it all came together“, meint sie, „but the work is no different, and I’m no different.“
Rose Wylie, Things around the house V
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