Ohne Titel

Über den Künstler und die Edition

„Die Farbe bestimmt alles.“ Das sagt die Kunstkritikerin Annemarie Monteil über die Werke von Gido Wiederkehr. Schaut man auf die im Jahr 1966 entstandene und nun auf artflash angebotene Edition, die wie alle Werke Wiederkehrs keinen Titel trägt, kann man ihr nur zustimmen. Ein signalfarbenes Rotorange stößt hier auf ein kräftig leuchtendes Blau, eingefasst von beruhigendem Mintgrün. Der 1941 geborene Schweizer Maler kommt aus dem Kreis der Konkreten Künstler, die sich, geleitet von einem wissenschaftsbasierten Denken, auf mathematisch-geometrische Grundlagen stützten. Doch Wiederkehr geht es bis heute ebenso um Emotionalität, um das Farbempfinden ‒ stets folgt er auch seiner Intuition. Im vorliegenden Fall verleiht die übermalte Ebene der blauen Kreise auf rotem Grund der Serigrafie zusätzlich etwas Geheimnisvolles. Sie verstärkt zugleich den Eindruck der Dreidimensionalität. Verwandtschaften mit der Op-Art, die mit optischen Effekten und Irritationen arbeitet, kommen ins Spiel.

Die den Blick auf geradezu magische Weise immer wieder anziehende Edition Wiederkehrs wurde 1977 in dem berühmten Sammelportfolio „La Lune en Rodage“ des Kunsthändlers, Sammlers und Psychoanalytikers Carlo Laszlo publiziert, das Werke führender Künstler der europäischen Avantgarde präsentierte. Visuell eindrucksvoll erinnern sie an die Aufbruchstimmung und den Willen zur Erneuerung jener Jahrzehnte – und überraschen mit ihrer Wirkkraft bis heute. Arbeiten von Wiederkehr sind zudem international in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.