Über die Edition
Die Collage aus dem Jahr 2008 von Gregor Hildebrandt zeigt ein Fotoporträt bzw. einen Filmstill einer Frau in Schwarz-Weiß. Sie scheint uns aus der Vergangenheit heraus anzusehen. Zwar hat sie uns den Rücken zugewandt, doch ihr Blick trifft uns direkt. Ihre Frisur, ihr Kleid, ihre ganze Haltung erinnern an die 1920er Jahre. Ob sie eine bekannte Schauspielerin oder Tänzerin ist? Dieses Werk ist ganz anders als Hildebrandts sonstige Arbeiten. Es ist figurativ statt abstrakt. Auch wenn Hildebrandt den Filmdiven Greta Garbo und Marilyn Monroe in den Jahren 2011 und 2014 Porträts gewidmet hat, so ist es doch die nichtfigürliche Auseinandersetzung mit Musik, Film und Medienkultur, die eine Hauptrolle in seinem Schaffen spielt. Charakteristisch hingegen ist auch hier die Materialauswahl: Die Digitalfotografie ist mit Magnetbändern bestückt. Der senkrechte schwarze Streifen, der über das Frauenporträt verläuft und es teilweise überdeckt, wirkt wie der Bildfehler auf einem analogen Filmstill.
Über den Künstler
Manchmal, so hat es der Künstler und Musikliebhaber Gregor Hildebrandt in einem Videointerview mit dem Journalisten Jan Lüthje gesagt, wolle er ein Bild schaffen und suche nach einem Lied. Oder es liefe umgekehrt, und er habe ein Lied und wolle dazu ein Bild schaffen. Eins ist klar: Musik und Bilder lassen sich bei dem 1974 in Bad Homburg geborenen Künstler nicht trennen. Willkürlich ist die Musikauswahl nicht. Lieder von „The Cure“ oder „Einstürzende Neubauten“ gehören zu den Favoriten. Sound an sich hört man jedoch nicht in Hildebrandts Kunst. Seine zentrale Fragestellung lautet: Wie gelingt es, Musik zu visualisieren? Wie wird etwas sichtbar, was ich eigentlich nur höre? Die Materialauswahl seiner Werke gibt die Antwort: Hildebrandt gehört in der Gegenwartskunst vermutlich zu den größten Verwertern von analogen Datenträgern. Das Tape von Audio- und Videokassetten, das schwarzglänzende Band, ist nicht nur Träger von Musik, es ist auch das Material von Hildebrandts Bildern. Daneben nutzt er in seinen Collagen und Assemblagen häufig Vinyl. Seine Werke sind meistens abstrakt. Manche Arbeiten erinnern mit ihren tiefschwarzen, monochromen Flächen an Malewitschs „Schwarzes Quadrat“, einen Meilenstein der modernen Malerei; andere sind äußerst farbenfroh oder zumindest farbig überarbeitet ‒ in der Materialverwendung sind sie jedoch alle konsequent. Jenseits des Tafelbildes realisiert Hildebrandt auch Skulpturen und Installationen.
Er lebt und arbeitet in Berlin, zugleich ist er Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste München. Er wird von der Galerie Wentrup in Berlin und der Galerie Perrotin in New York vertreten.
Latest Exhibitions (Selection)
2019, Der Raum ist die Miete, Almine Rech Gallery, Brussels, Belgien
2018, Die Schwelle zur Treppe, C/O Foundation, Berlin
2018, Ein Zimmer im Raum, Galerie Wentrup, Berlin
2018, In meiner Wohnung gibt es viele Zimmer, Galerie Perrotin, New York
2018, Tönend hallt die Jugend, Kunsthalle Recklinghausen, Recklinghausen
2018, Mit Den Wünschen Die Zeit, Galeria Casado Santapau, Madrid
2017, Sieben auf einen Streich, Kunstverein Heppenheim, Heppenheim
2017, Falkenrot Preis 2016 – Gregor Hildebrandt, Künstlerhaus Bethanien, Berlin
2017, Sommer Contemporary Art, Tel Aviv, Israel
2017, Solo booth : KIAF Art Fair, Seoul, South Korea
2017, Galerie Klüser, München
2017, Under the Yellow Moon, Piece Unique, Köln
2017, Alle Schläge sind erlaubt, Almine Rech Gallery, Paris