Über die Edition
„Das Geld muss raus aus dem Kreislauf. Die Kreativität der Menschen ist das wahre Kapital.“ So beschrieb Joseph Beuys seine zentrale Gleichung „Kunst = Kapital“ in einem „Spiegel“-Interview 1984. Ihm schwebte nicht weniger als eine neue Wirtschaftsordnung vor.
Schon zur damaligen Zeit befand der unermüdlich auf gesellschaftliche Veränderungen hinarbeitende Künstler: Unser System ist am Ende. Ob Umweltverschmutzung, Waldsterben, Turbokapitalismus oder die Legitimitätskrise des Staates – Beuys benannte die dramatischen Zuspitzungen unserer Lebensumstände und schlug Alternativen vor. Damit erntete er jedoch vor allem Unverständnis. Auch wenn die Diskurse heutzutage weniger verhärtet – zwar zersplittert, so doch mehrdimensionaler – erscheinen, lässt sich von der „Kosmischen Wirtschaftsordnung“ weiterhin nur träumen. Der Ideenreichtum und die geistige Beweglichkeit dieses Ausnahmekünstlers täten uns auch gegenwärtig mehr als gut!
Über den Künstler
Aktionskünstler, Bildhauer, Sozialphilosoph und Exzentriker: Joseph Beuys (1921‒1986) gilt weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts überhaupt. Getreu seiner Maxime „Jeder Mensch ist ein Künstler" machte er auch sich selbst zum Kunstwerk: Sein Auftreten mit Hut, Sportweste und enormem Charisma bleibt einzigartig.
In legendären Aktionen trug er, den Kopf mit Blattgold und Honig beschmiert, 1965 einen toten Hasen durch eine Ausstellung und führte damit vor, „wie man dem toten Hasen die Kunst erklärt“, oder baute für die documenta 6 im Jahr 1977 seine „Honigpumpe am Arbeitsplatz“, eine riesige, über mehrere Stockwerke verteilte Anlage, die insgesamt drei Zentner „Honig der Marke Langnese“ durch ein Schlauchsystem transportierte. Beuys’ Aktionen bestanden aus vielfach verstörenden Handlungen und Gesten, die unsere verkrusteten Denkmuster sprengen: verstiegen, aber nie verrückt – einfach, aber nie banal – genial.
Latest Exhibitions (Selection)
2020, Kraftwerk Block Beuys, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt; Joseph Beuys – Gestempelte Multiples, Drucksachen, Fotografien – Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2019, Joseph Beuys. Hasengräber, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2016, Joseph Beuys. Werklinien, Museum Kurhaus Kleve, Kleve
2013/14, Joseph Beuys. Zeichnungen, Galerie Bastian, Berlin
2013, Video Vintage 1963‒1983, Beirut Art Center, Beirut
2012, Joseph Beuys. Appeal for an Alternative, Museum of Modern Art/MoMA, Moskau
2011, Parallelprozesse, K20/Kunstsammlung NRW, Düsseldorf
2010, Joseph Beuys, Gagosian Gallery, New York
2008, Kult des Künstlers: Beuys ‒ Die Revolution sind wir, Hamburger Bahnhof ‒ Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin
2005, Retrospektive, Tate Modern, London
1979, Retrospektive, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1976, Installation „Straßenbahnhaltestelle/Tramstop/Fermata del Tram 1961–1976. A Monument to the Future‟, 37. Biennale, Venedig
1972, „Büro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“, documenta 5, Kassel
1971, Joseph Beuys – Aktionen, Zeichnungen und Objekte 1937‒1970, Moderna Museet, Stockholm
1968, Teilnahme an der documenta 4, Kassel
1967, Einzelausstellung Städtisches Museum Mönchengladbach (der Sammler Karl Ströher erwirbt nahezu alle Arbeiten, die in der Ausstellung gezeigt werden)
1965, Galerie Schmela, Düsseldorf (erste Einzelausstellung)
1964, Teilnahme an der documenta 3, Kassel
1963, Josef Beuys – Fluxus, Haus van der Grinten, Kranenburg