Über die Edition
„It’s raining today“ heißt dieser, 2009 entstandene Print, der sich formtechnisch nahtlos in Heilmanns Gesamtwerk einfügt, besetzt jedoch koloristisch eine herausragende Position in ihrem Œuvre. Heilmann, die bevorzugt mit einem knalligen Farbspektrum arbeitet, hat sich mit dieser Arbeit einer dunkleren Farbpalette zugewandt, ohne jedoch den für sie typischen humorvollen Grundtenor aufzugeben.
Auf dem 35,6 x 28 cm großen Print zeigt die Künstlerin ein schwarz-weißes Raster, das an ein Schachbrettmuster erinnert und auf einen Fluchtpunkt in der rechten oberen Bildhälfte verweist. Die solcherart ausgerichtete Perspektive wird durch mehrere Schichten schwarzer Farbe überdeckt, die von oben über die Leinwand gegossen wurde. Mit der Kombination von geometrischer Figur und pastosem Farbauftrag abstrahiert Heilmann zugleich minimalistisches wie expressives Formenvokabular und bleibt auf diesem Wege ihrem eigenen Verständnis von Genre und breit angelegtem Pinselduktus treu.
Typisch für Heilmanns Arbeiten ist zudem der persönlich-assoziative Charakter ihrer Werke, hier subtil hervorgehoben durch den Titel „It’s raining today“. Während die schwarzen, dick aufgetragenen Farbschichten an einen verhangenen Himmel erinnern, unterstreichen schwarze Schlieren und Farbspritzer die durch den Titel gegebene gedankliche Verknüpfung mit Regentropfen.
Über die Künstlerin
Mary Heilmann gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Einst zierten ihre knallbunten, an Würfel erinnernden Gartenstühle das Dach des aufsehenerregenden Neubaus des Whitney Museum of American Art an der Gansevoort Street in New York. 2013 hat ihr das Kunstmuseum Bonn eine Doppelausstellung zusammen mit dem verstorbenen deutschen Künstler Blinky Palermo gewidmet.
Diese Auszeichnung ihrer künstlerischen Arbeit beruht vor allem auf Heilmanns innovativem Denken, das über die Jahre hinweg eine ganz eigene Bildsprache hervorgebracht hat. Ganz deutlich lassen sich unter anderem kunsthistorische Anleihen aus dem Minimalismus und dem Expressionismus erkennen, allerdings kombiniert die 1940 in San Francisco geborene Künstlerin diese Reminiszenzen vollkommen neu. Sie abstrahiert bestehendes Formenvokabular, verschiebt geometrische Perspektiven und bricht Strukturen mit gestischem und deckendem Farbverlauf auf. Bevor Heilmann ihre Ideen praktisch umsetzt, verbringt sie viel Zeit damit, über ihre Vorstellungen nachzudenken. Humorvoll führt sie dies auf die eigene Trägheit zurück: „Jedes Mal, wenn ich nach einer Idee für ein Gemälde suche, verbringe ich unheimlich viel Zeit damit, den einfachsten Weg der Umsetzung zu suchen. [...] Die Expressionisten haben die Farbe ausgequetscht, geschrubbt, weggewischt und wieder aufgetragen. Dafür bin ich doch viel zu faul.“
Heilmann wird von der renommierten Galerie Hauser & Wirth vertreten.
Latest Exhibitions (Selection)
2018, Summer Choices: A Group Exhibition, Crown Point Press, San Francisco;
«Negotiating Geometry» | Reto Boller, Mary Heilmann, Cindy Hinant, Haroon Mirza, Keith Sonnier, Häusler Contemporary, Zurich; Abstraction Today - Mapping the invisible World, Tobias Mueller Modern Art, Zurich; Experimental Abstraction: 1962-1990, W. Alexander, BROOKLYN; Spring Prints, Page Bond Gallery, Richmond; Verdant Spring: A Group Exhibition, Crown Point Press, San Francisco; BLURRED HORIZONS: Contemporary Landscapes, Real and Imagined, Art Projects International, New York
2017, Degrees of Abstraction, Crown Point Press, San Francisco; »A Line Between the Morning Sun and the Evening Sun«, Häusler Contemporary, Zurich
Last Picture Show, 532 Gallery Thomas Jaeckel, New York
2016, Mary Heilmann: Looking at Pictures, Whitechapel Gallery, London
2015, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, ‘Mary Heilmann & David Reed. Two by Two’, Berlin
2013, Mary Heilmann & Blinky Palermo, Kunstmuseum Bonn,
2013, Mary Heilmann, Good Vibrations, Neues Museum Nürnberg
2012, Mary Heilmann, Another Green World, Häusler Contemporary, München
2012, Phantom Limb, Approaches to Painting Today, Museum of Contemporary Art, Chicago
2012, Good Vibrations, Bonnefantenmuseum, Maastricht
2010, Home Sweet Home, A Sweet American Song, Galerie Barbara Weiss, Berlin
2010, Wheater Report, Drawings and Prints, Museum Ludwig, Köln
2008, Some Pretty Colors, Zwirner & Wirth, New York
2008, Oranges and Sardines, Conversations on Abstract Painting, Hammer Museum, Los Angeles, CA
2008, Zuordnungsprobleme, Johann König, Berlin
2008, Whitney Biennale 2008, New York City
2007, High Times, Hard Times, New York Painting 1967-1975, Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Graz
2002, Farbe!, Häusler Contemporary, München
1997, Künstlerinnen, Kunsthaus Bregenz
1996, A Labor of Love, New Museum of Contemporary Art, New York City
1977, A Painting Show, MoMA PS1, New York City