The Tribulations of St. Anthony

Über die Künstlerin und die Edition

Bereits im 15. Jahrhundert schuf der deutsche Künstler Martin Schongauer den Kupferstich „Die Versuchung des Heiligen Antonius“, angebliche Vorlage des jungen Michelangelo im kreativen Wettbewerb mit seinem neidischen Lehrmeister Domenico Ghirlandaio ‒ und auch Ausgangspunkt für die von Ockergelb und Braunrot dominierte, handsignierte Aquatinta-Radierung von Cecily Brown. Der Heilige im Bildzentrum inmitten der ihn peinigenden Dämonen ist in der Edition noch auszumachen, und doch zeigt sich hier die für Brown so typische gestisch-expressive Malweise an der Grenze zwischen Figuration und Abstraktion. Die britische Künstlerin schöpft immer wieder aus der Kunstgeschichte. Sie sei Malerin, weil sie auf das antworten wolle, was ihr vor allem in der Kunst der vorangegangenen Jahrhunderte begegne: „Of course you are feeding of it, and I wouldn’t be so vain as to say giving back, but yes, some of the urge is to be in a conversation with the paintings and painters“, sagte sie im Interview mit „Louisianna Channel“ einmal.

Dieses Selbstbewusstsein kann sie sich leisten: Cecily Brown (*1961) gehört zu den erfolgreichsten Künstler*innen der Gegenwart. Werke von ihr sind in zahlreichen Sammlungen weltweit vertreten, darunter das Solomon R. Guggenheim Museum, das MoMA und das Whitney Museum of American Art in New York sowie die Londoner Tate Gallery und die Hamburger Deichtorhallen.