Über das Werk
Und wieder wählte Joseph Beuys Rostbraun. 1984, zwei Jahre vor seinem Tod, bannte der Künstler und Mystiker verschiedene Motive in Form von Siebdrucken auf Papier. Und zwar genau in dieser an Erde und Blut erinnernden Farbe, die es ihm so angetan hatte. Neben dem kleinen, einer Tasse ähnelnden „Topf“ hielt er so auch den „Sonnenschlitten“, das „Ufo“ und eine ganze Sammlung abstrahierter Gegenstände mit dem Titel „Zeichen aus dem Braunraum“ fest, die Einblicke geben in das Beuyssche Vokabular. Der „Schamanentopf“ erzählt von der Verbundenheit des Künstlers mit den spirituellen Mittlern zwischen Menschen und Geistern. Schamanistische Praktiken spielen eine nicht unbedeutende Rolle in seinem vielseitigen Werk.
Auch serielle Arbeiten nehmen bei Beuys einen wichtigen Stellenwert ein. „Ich bin interessiert an der Verbreitung von physischen Vehikeln in Form von Editionen, weil ich an der Verbreitung von Ideen interessiert bin“, erklärte Joseph Beuys 1970 in einem Interview dazu. „Es besteht eine regelrechte Verwandtschaft zu Leuten, die solche Dinge, solche Vehikel besitzen.“ So reicht also zum Beispiel der „Topf“, um Beuys nahe zu sein. Schauen wir auf dessen große Wirkungsmacht, gilt das bestimmt auch über seinen Tod hinaus.
Über den Künstler
Aktionskünstler, Bildhauer, Sozialphilosoph und Exzentriker: Joseph Beuys (1921‒1986) gilt weltweit als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts überhaupt. Getreu seiner Maxime „Jeder Mensch ist ein Künstler" machte er auch sich selbst zum Kunstwerk: Sein Auftreten mit Hut, Sportweste und enormem Charisma bleibt einzigartig.
In legendären Aktionen trug er, den Kopf mit Blattgold und Honig beschmiert, 1965 einen toten Hasen durch eine Ausstellung und führte damit vor, „wie man dem toten Hasen die Kunst erklärt“, oder baute für die documenta 6 im Jahr 1977 seine „Honigpumpe am Arbeitsplatz“, eine riesige, über mehrere Stockwerke verteilte Anlage, die insgesamt drei Zentner „Honig der Marke Langnese“ durch ein Schlauchsystem transportierte.
Beuys’ Aktionen bestanden aus vielfach verstörenden Handlungen und Gesten, die unsere verkrusteten Denkmuster sprengen: verstiegen, aber nie verrückt – einfach, aber nie banal – genial.
Latest Exhibitions (Selection)
Im Jubiläumsjahr 2021 fanden zahlreiche Beuys-Ausstellungen statt, u.a.: "Joseph Beuys. Der Raumkurator", Staatsgalerie Stuttgart; "Jeder Mensch ist ein Künstler", K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; "Joseph Beuys und die Schamanen", Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2020, Kraftwerk Block Beuys, Hessisches Landesmuseum, Darmstadt; Joseph Beuys – Gestempelte Multiples, Drucksachen, Fotografien – Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2019, Joseph Beuys. Hasengräber, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau
2016, Joseph Beuys. Werklinien, Museum Kurhaus Kleve, Kleve
2013/14, Joseph Beuys. Zeichnungen, Galerie Bastian, Berlin
2013, Video Vintage 1963‒1983, Beirut Art Center, Beirut
2012, Joseph Beuys. Appeal for an Alternative, Museum of Modern Art/MoMA, Moskau
2011, Parallelprozesse, K20/Kunstsammlung NRW, Düsseldorf
2010, Joseph Beuys, Gagosian Gallery, New York
2008, Kult des Künstlers: Beuys ‒ Die Revolution sind wir, Hamburger Bahnhof ‒ Museum für Gegenwart, Staatliche Museen zu Berlin
2005, Retrospektive, Tate Modern, London
1979, Retrospektive, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1976, Installation „Straßenbahnhaltestelle/Tramstop/Fermata del Tram 1961–1976. A Monument to the Future‟, 37. Biennale, Venedig
1972, „Büro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“, documenta 5, Kassel
1971, Joseph Beuys – Aktionen, Zeichnungen und Objekte 1937‒1970, Moderna Museet, Stockholm
1968, Teilnahme an der documenta 4, Kassel
1967, Einzelausstellung Städtisches Museum Mönchengladbach (der Sammler Karl Ströher erwirbt nahezu alle Arbeiten, die in der Ausstellung gezeigt werden)
1965, Galerie Schmela, Düsseldorf (erste Einzelausstellung)
1964, Teilnahme an der documenta 3, Kassel
1963, Josef Beuys – Fluxus, Haus van der Grinten, Kranenburg